Figur/Sprache/Improvisation Kerstin Reichelt/Cornelia Buchheit BAG
Regie/Dramaturgie/Interpretation Ingrid Maria Lechner STV
Spiel/Raum/Material Christian Mair STV
Freestyle/Maske/Kostüm Käthi Janser ZSV
Regula Friedli Kerstin Reichelt Cornelia Buchheit Ingrid Lechner Christian Mair Käthi Janser
INTERKURS 2015
Am 10. Januar endete das dritte Treffen der mittlerweile fünften Staffel des AddA Interkurses. Diese theaterpädagogische Fortbildung wird 2016 20 Jahre alt.
Das Treffen 2015 Dieses Jahr drehte sich die theaterpraktische Arbeit im Interkurs um das Stück Besuchszeit von Felix Mitterer – vier sehr dichte, teils bedrückende Einakter um vier Besuche: im Altenheim, im Gefängnis, in der Psychiatrie und im Krankenhaus. Mitterers Dialoge sind messerscharf, seine Figuren versuchen, Gefühle und Bedürfnisse auszudrücken und scheitern damit sehr oft. Ein schauspielerisch gleichermaßen forderndes wie faszinierendes Material. Unter Überschriften wie „Figur“, „Sprache“, „Improvisation“, „Regie“, „Raum“ oder „freestyle“ haben uns die sechs Dozentinnen und Dozenten in ihren Workshops auf ganz unterschiedlichen Wegen zum Ziel geführt. Alle im Einzelnen hier angemessen darzustellen, würde sicher den Rahmen sprengen, daher will ich mich auf einige zentrale subjektive Eindrücke konzentrieren.
In den ersten Schritten haben wir uns den Figuren genähert, ihre Befindlichkeiten und Gefühlswelten ausgelotet, beispielsweise Verwirrung und Fremdbestimmung. Über den Clown konnten wir auch Leichtigkeit und die (Tragi-)Komik des Scheiterns entdecken. In unterschiedlichen szenischen Improvisationen boten die Dozentinnen und Dozenten inszenatorische Zugangsmöglichkeiten zu Mitteres Einaktern an. Ein Schwerpunkt war es, Räume und Atmosphäre lebendig werden zu lassen, über die Imagination und mit einfachsten Mitteln: Eine Handvoll Erdnüsse, Weihnachtslieder- und Frohsinnszwang erschufen ein Altenheim. Die quadratisch um die Spielfläche auf Stühlen stehenden Zuschauer bildeten gleichzeitig Gefängnismauern und das Gefühl dauernder Überwachung. Das Knistern von Tablettenblistepacks mit dem Plätschern von in Plastikbechern gegossenenan Wasser ließ rein akustisch eine psychiatrische Anstalt entstehen. Der Geruch zufällig verschütteten Kamillentees wäre fast nicht mehr nötig gewesen, so real war die Umgebung „Krankenhaus“ bereits da.
Ich glaube, zu Beginn war die allgemeine Stimmung zum diesjährigen Stück eher „puh, harter Tobak, schwierig.“ Nach drei Tagen intensiver Arbeit sind wir energiegeladen, begeistert, voller Ideen und mit Lust, an diesem Material weiterzumachen, aus den Workshops gegangen. Was will man mehr in der Theaterpädagogik?
Und für alle, die sich ein detaillierteres Bild von der Interkurs-Arbeit machen möchten, sei folgende Publikation empfohlen: Lambert Blum, Markus Bassenhorst (Hrsg.) Protokolle theaterpädagogischer Praxis: Konzepte und Verfahren aus der Multiplikatorenfortbildung "Interkurs". Schibri Verlag, Uckerland/Strasburg/Berlin, 2011. ISBN 978-3868630640 . 300 S., broschiert. -----------------------------------------------------------------------------------------------------------Der Autor Dr. Christoph Daigl ist Theaterwissenschaftler. Seit 1995 arbeitet er in Nürnberg als Schauspieler und Regisseur, daneben gibt er regelmäßig Theaterunterricht und –workshops für Kinder und Jugendliche. Er ist über den BDAT von 2013-16 im Interkurs.